An der Kiellinie höre ich ein Gespräch zwischen einem weißhaarigen Herren in langem Mantel und einer Frau in Wetterjacke mit Stirnband. Er erklärt ihr, er habe am Tag vorher nichts gemacht, nur Wäsche gewaschen. In meiner Phantasie hat er Spuren eines Verbrechens beseitigt.
Er hat sich schlau gemacht. Vorher. Mit Blut verschmutzte Wäsche muss mit kaltem Wasser vorgespült werden. Sonst bleiben Flecken in der Kleidung. Also weicht er zuerst Hose und Hemd in einem Eimer mit kaltem Wasser ein.
Nach der ausgiebigen Lektüre der Sonntagszeitung legt er die Kleidungsstücke in die Waschmaschine. Bei 40 Grad und mit Feinwaschmittel läuft die Maschine eineinhalb Stunden. Genug Zeit für ein Mittagsschläfchen. Er hatte nicht gedacht, dass er so ruhig sein würde. Vorher.
Die Waschmaschine piept ihn aus dem Mittagsschlaf. Rasch bringt er Hose und Hemd in den Trockner. Extratrocken. Zurück in seiner Wohnung trinkt er einen Tee, Darjeeling first flush, und isst einen Keks. Dann schaut er aus dem Fenster.
Er ist allein. Er hat seine geschwätzige Frau erstochen. Er hat seine Ruhe. Er holt die trockene Wäsche aus dem Trockner. Hose und Hemd sind eingelaufen. Daran hatte er nicht gedacht. Vorher.
Und in Wirklichkeit ist wahrscheinlich alles ganz anders.
Oha, Frauen reden doch immer gerne 😉 Da muss man sie doch nicht gleich erstechen?! Aber der Ort, die Kiellinie ist gut gewählt. 🙂 Gibt nur wenige Zeiten an denen es dort nicht überlaufen ist. Heute wäre so ein Tag. Zwar Regen, aber das stört einen Kieler nicht wirklich oder?
Nee, Regen stört uns Norddeutsche nicht ;-). Ich habe bisher nur einmal erlebt, dass ich fast alleine an der Kiellinie war: bei kaltem stechendem Ostwind.
Entweder muss es dazu draußen ungemütlich sein oder in der Woche. Jetzt wo die Sonne rauskommt, werden sich wahrscheinlich die Ersten wieder hin verirren 😉