Sonntagsspaziergang an der Kiellinie: Es ist Herbst. Die Blätter an den Bäumen leuchten gelb und der Himmel ist diesig weiß. In die Sonntagsstille kreischt eine Möwe. Ich liebe dieses Geräusch. Es gehört für mich zur Küste. „Ach ja, die jungen Silbermöwen“, sagt mein Begleiter.

Ich sehe zwei unterschiedliche Vögel und erkenne sie als Möwen. Beides Silbermöwen, eine ausgewachsene und eine junge, wie ich erfahre. Und dann bekomme ich eine Einführung zu den Möwen: Silbermöwen sind erst nach drei Jahren ausgewachsen und tragen solange ihr Jugendkleid. Darin sehen sie irgendwie schmuddelig aus.

Ich versuche, eine von ihnen aus der Nähe zu fotografieren. Doch dichter als auf dem Foto oben lässt sie mich nicht ran. Sie fliegt zwar nicht weg, aber wenn ich näher komme, tippelt sie weiter. Wir spielen das viermal durch. Bis ich aufgebe.

Die erwachsenen Silbermöwen haben einen roten Fleck auf dem Schnabel. Daran erinnere ich mich aus dem Bio-Unterricht. In unserem Bio-Buch gab es einen Versuch, bei dem jungen Silbermöwen im Nest ein gelber Stock mit rotem Punkt vorgehalten wurde. Die rissen ihre Schnäbel auf und erwarteten Futter. Ob die Möwen nach dem Experiment Futter bekamen, stand nicht im Bio-Buch.

Eine kleinere Möwe fliegt vorbei. Eine Lachmöwe im Schlichtkleid, wie ich lerne. Im Sommer trägt sie ein Prachtkleid. Die Wörter Prachtkleid und Schlichtkleid gefallen mir. Und der Name Lachmöwe kommt nicht von Lachen. Ich habe das bisher gedacht und ich finde, das Kreischen dieser Möwen hört sich wie Lachen an. Nein, es kommt von Lache, also Wasserlache.

Ich bin begeistert. Da habe ich doch auf einem Spaziergang ganz nebenbei eine Menge über Möwen gelernt. Mein Vogelfreund wehrt ab: das waren allenfalls Basisinformationen. Es gibt ja noch die Heringsmöwe, die so ähnlich aussieht wie die Mantelmöwe. Die Dreizehenmöwe und die Sturmmöwe lassen wir mal weg, sagt er. Und ich bin zufrieden mit den Möwen-Basics.