Am Freitag las ich einen Artikel in der Printausgabe der Kieler Nachrichten: „Hindenburgufer: Darf so noch eine Straße heißen?“ Die Kieler Ratsversammlung lehnte einen Antrag der Kieler Linken zur Umbenennung, der mit der Aberkennung der Ehrenbürgerwürde Hindenburgs einherging, am Donnerstag ab. Aber nach einem fachlichen Diskussionsprozeß, mithilfe des Stadtarchivs und der Hochschule und unter Bürgerbeteiligung, soll zu einem späteren Zeitpunkt erneut darüber entschieden werden. Auf Kn-online „Hindenburgufer: Bald ein neuer Name?“ werden die Leser aufgefordert, einen neuen Straßennamen vorzuschlagen.
Mir erschien es zunächst völlig absurd, den Namen Hindenburgufer zu ändern. Und das nicht aus rationalen Gründen, die konnte ich nachvollziehen, sondern aus emotionalen Gründen. Irgendwann bin ich drauf gekommen, dass ich eine persönliche positive Verknüpfung mit dem Namen Hindenburg habe: Meine Oma wohnte in einer Hindenburgstraße.
Nachdem ich die emotionale Barriere aus dem Weg geräumt habe, kann ich über Hindenburg nachdenken. Einige historische Fakten stark verkürzt: Paul von Hindenburgs „Ruhm als Krieger“ beruhte auf dem Mythos als „Sieger von Tannenberg“; er war einer der Initiatoren der Dolchstoßlegende; er ernannte 1933 Hitler zum Reichskanzler. Ich komme zu dem Schluß, dass ich eine Straßenbenennung nach einem Wegbereiter der Diktatur und „charismatische Heldengestalt des ersten Weltkriegs“, wie es bei Wikipedia heißt, nicht mehr zeitgemäß finde.
Meiner Meinung nach sollte die Straße einfach wieder Strandweg heißen, wie sie vor der Umbenennung in Hindenburgufer hieß.
Was meint Ihr dazu?
Münster ist da schon weiter.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlossplatz_(Münster)#Namensdiskussion_und_Umbenennung_in_Schlossplatz_.282012.29
Ja, sogar mit Bürgerentscheid.
Ist erstmal befremdlich, aber wäre ja dann historisch wieder richtig.
An der Umfrage von Kn-Online nahmen bis Montagnachmittag 1342 Nutzer teil. 1114 Nutzer wollen den Namen Hindenburgufer behalten, 239 stimmten für eine Umbenennung.
Das Thema kommt immer mal wieder. Und die meisten Kieler_innen wollen das irgendwie nicht. Ich versteh es auch nicht. Mit der Benennung sollte der Mann ja geehrt werden. Schau Dir mal die Diskussion in Münster an: Krude Argumente der Umbennungsgegner zum Teil… https://www.facebook.com/schlossplatz.bleibt
Die Seite kann ich leider nicht öffnen.
Hindenburg ehren. Is klar, wieso nochmal?
Ja, es gibt auch andere Beispiele wo es auch Sinn machte. Grade in Ostdeutschland. Hindenburg hat keine Straße verdient. Bismarck eigentlich auch nicht!
Die Nazis hatten übrigens keinerlei Skrupel den alten Namen abzureißen und die schönste Straße der Stadt nach ihrem Handlanger zu benennen: http://kiel-wiki.de//index.php?title=Hindenburgufer
Im Übrigen finde ich Leute merkwürdig, die irgendwelche Gründe finden, warum das heutzutage keine Ehrung mehr für Hindenburg sein soll, sondern ein Gedenken. Straßen werden immer als Ehrung benannt. Für Gedenken haben wir Denkmale. Deswegen gibt es auch keine Holcaust-Straße und keinen Platz des Zweiten Weltkriegs.