Der Oktober zeigt sich von seiner sonnigen Seite. Seit mehr als einem Jahr war ich nicht mehr an der Steilküste in Schwedeneck. Auf geht’s. Und schon fängt es an zu regnen. Zum Glück nur ein Schauer. An der Steilküste angekommen, gibt’s eine Überraschung:
Das Steilufer ist so weit abgebrochen, dass der Weg, den ich seit Jahren benutzt habe, nicht mehr zugänglich ist. „Durchgang verboten. Lebensgefahr durch Küstenabbrüche“ warnt mich ein Schild. Es gibt einen offiziellen neuen Weg: Auf eigene Gefahr über ein Militärgebiet. Dann lande ich an der altbekannten Holztreppe, die steil zum Strand hinunter führt. Hier ist zum Glück alles irgendwie wie immer. Es riecht nach Meer und Seetang, die Wellen plätschern an den Strand und es weht ein kräftiger Wind. Am Horizont sehe ich Damp und den Kieler Leuchtturm. Nein, nicht auf einen Blick sondern in verschiedene Richtungen. Segler rauschen durchs Wasser, die Oslo-Fähre verlässt die Förde und ein Frachter fährt hinein. Vereinzelte Spaziergänger gehen vorbei und verschwinden hinter einer Steilküsten-Ecke.
Nachdem ich eine ordentliche Portion Seeluft geschnuppert habe, mache ich mich auf den Rückweg. Ein junges Paar kommt mir entgegen. Er trägt ein Kiteboard und zwei Taschen, sie trägt zwei weitere Taschen und lächelt dabei. Die beiden sind bestimmt frisch verliebt, mutmaße ich. Denn sonst würde sie sicher nicht so glücklich seine Kitesurf-Sachen den weiten Weg zum Wasser tragen. Eine Freundin hat mir mal erzählt, als sie Anfang zwanzig war, ist sie mit ihrem neuen Freund zum Surfen gefahren: Er war surfen und sie hat im Auto gesessen und gelesen – bei Regen, Kälte und Wind. Sowas macht man nur, wenn man frisch verliebt ist, hat sie erklärt und dabei herzlich gelacht.
Gut durchgelüftet setze ich mich zuhause wieder an meinen Schreibtisch. Regen prasselt an die Fensterscheibe und dann zeigt sich der Oktober wieder von seiner sonnigen Seite.
Falsch Susanne, die beiden waren einfach Kiteboarden. Denn: Kiteboarden macht glücklich 🙂
Wie, vorher oder nachher?
Für einfach nur kalte Füße holen schleppt Frau doch nicht freundlich lächelnd Krempel vom Mehrfachen des eigenen Körpergewichts quer durch die Rabatten an den Strand…
Dein Blog macht mir Heimweh… Aber schönes Heimweh, falls es sowas gibt.