Im falschen Film am namenlosen Teich

Nachdem ich die Eider und die Stör und zahlreiche Gräben, Beken und Auen überquert habe – wers genau wissen will, liest den zweiten Absatz, alle anderen können den getrost überspringen und beim dritten Absatz weiter lesen.

Genau überquerte ich die Eider, den Mühlenbach, den Moorgraben, die Höllenau, den Aalbek, den Randgraben, den Tannenhofgraben, die Stör, den Hasselhoopgraben, die Padenstedter Au, den Martensbrookbek, die Hardenbek-Brokenlander Au, den Flottbek, die Oster Au, den Siekrehmgraben, die Untere Holmau, den Kisshorngraben, die Schmalfelder Au, die Ohlau, die Krückau, die Pinnau, den Ebach, die Gronau, die Mühlenau, den Moorbek, die Rugenwedelsau, den Wendloher Graben, die Kollau, den Dühwischgraben, den Brookgraben, die Düpenau, die Mühlenau und abermals die Pinnau.

Also nachdem ich all diese Gewässer überquert habe, bin ich an einem namenlosen Teich gelandet. Ein Schild verkündete lediglich „Betreten verboten. Gemeinde. Der Bürgermeister.“

Meine ortsansässige Schwiegerfamilie konnte mir nicht weiterhelfen und die freundliche junge Kellnerin im Gasthaus, gleich um die Ecke von dem Teich, wusste auch nichts genaues.

Mein Mann sagt zu mir: „Du musst nach dem Teich jenseits der Autobahn fragen. So macht man das hier, das liegt hinter der Bahn oder hinter der Autobahn sind hier die Ortsangaben.“

Seine jenseits-der-Autobahn-Ausführungen habe ich aber nur am Rande gehört, denn mein Blick ist auf meine lila Schicksen-Schuhe gefallen: voller Modder. Da bin ich offensichtlich beim Foto knipsen voll reingelatscht. Na, zum Glück nur reingetreten und nicht hingefallen.

Wie neulich, da bin ich mit den lila Schicksen-Schuhen hingefallen, hab mir weh getan, das Bein gebrochen und bin im Krankenhaus gelandet. Halt, stopp, jetzt bin ich im falschen Film. Also echt im falschen Film.

Also das war so: mit den Schicksen-Schuhen hingefallen und wehgetan ist mir echt passiert. Den Beinbruch und das Krankenhaus hat mir der Michael Meisheit im ersten Band seiner E-Book-Serie Im falschen Film angedichtet.

Da spiel ich mit, weil ich mit Waschmaschinen-Kino mit Seife eine Nebenrolle gewonnen hatte. Also liege ich mit Trixi, die nach einem Unfall ihr Gedächnis verloren hat, in einem Zimmer in einem Berliner Krankenhaus. Absolut lesenswert!

Aber zurück zu dem namenlosen Teich: Um zu klären, was es für ein Gewässer ist, habe ich bei der zuständigen Gemeinde angerufen. Zunächst habe ich mit einem sehr freundlichen hilfsbereiten Herren gesprochen, der meinte es könne ein Regenrückhaltebecken sein, aber es läge nicht in seiner Gemeinde.

Mein nächster Gesprächspartner war zunächst auch sehr hilfsbereit. Er hat mir erklärt, dass es früher vermutlich ein privater Fischteich war und heute vermutlich ein Regenrückhaltebecken ist.

„Sagen Sie mal ein Blog ist doch im Internet“, fragt er plötzlich. Ich: „Ja, das ist im Internet.“ Nein, dann wolle er nicht, dass ich das Gewässer benenne. Am besten wäre, ich schriebe gar nicht über meinen Ausflug, fordert er.

Weil er ja nicht genau wisse, was es ist und wenn es ein Regenrückhaltebecken wäre, dann wäre es ein technisches Bauwerk der Gemeinde, das nicht betreten werden darf. Es wäre kein Freizeitpark und die Gemeinde wolle nicht, dass das im Internet genannt wird, weil da sonst tausende Leute hingehen, wenns im Internet steht.

12 Gedanken zu „Im falschen Film am namenlosen Teich

    • Oh fein, ich lade dann die nette Dame aus der Telefonzentrale und die beiden Herren ein und wir machen ein Picknick auf dem Grünstreifen (zur Zeit noch Modder), der vor der Betreten-verboten-Zone liegt :-). Aber nicht zu tausenden soviel Platz ist da nicht.

  1. In meiner Fantasie ist das die „Area-51“ der Gemeinde.
    Ich meine „Regenrückhaltebecke“, hallo? Man kann doch mit solch einem Becken nicht den Regen zurückhalten, der fällt doch vom Himmel. Dazu wäre doch mindestens noch sowas wie eine Folie zwischen Himmel und Erde notwendig, die ist da aber gar nicht zu sehen, also machen die da was mit Feldern (elektrischen, magnetischen, energetischen, genetischen, esoterischen, usw.).
    … oder sie locken den Regen damit an, so wie mit den Vogelkojen auf Amrum die Enten. Aber das wäre eher Hinterhalt als Rückhalt, also ein Regenhinterhaltebecken.
    … ich dachte ja zuerst an ein Autobahnregenwasserauffangbecken, das das Abwasser und was so auf der nahen Autobahn liegen bleibt auffängt. Die Gemeinde will nicht, dass jetzt Leute von überall her kommen und dort nach wertvollen Sachen schürfen und wohlmöglich in ein paar Jahren die Imobilienpreise explodieren und Moral und Anstand im Goldrausch untergehen, so wie damals im Wilden Westen. Ach je, meine armen Verwandten, wo sollen die dann hin und denkt doch an die Kinder. Ich glaube der Mann im Amt hat recht, Ihr solltet da nicht hinfahren…

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