Auf dem Weg zur Förde treffe ich Bertolt. In der Bergstraße. Verwahrlost. Angefüllt mit Müll. Kurzerhand besorge ich mir ein Paar blaue Gummihandschuhe in einem Restaurant in der Nähe und nehme Bertolt mit nach Hause.
Auf dem Nachhauseweg entsorge ich am Flaschencontainer eine leere Whisky-Flasche der billigen Sorte und eine Batterie kleiner Jägermeisterflaschen. In den Müll wandert auch: eine Pizzaschachtel, ein roter linker Kinderschuh, die Jägermeisterverpackung und ein Haufen anderes undefinierbares Zeug.
Unter dem Müll finde ich einen Zettel. Ordentlich gefaltet. Ein Einkaufszettel vielleicht. Es ist ein Brief: Lieber Berti steht da in grüner Schrift. Der Brief erzählt aus dem Fischer und seiner Frau und dass er den Fisch lieber im Meer hätte lassen sollen. „Besser ist. Gruß Sandra.“
Bertolt verbrint die Nacht in unserem Hinterhof und anstelle eines gemeinsamen Frühstücks rolle ich mit ihm zum Sky. Ein Mann pöbelt hinter uns her. Er meint uns nicht, er regt sich über einen Vater auf, der mit seinen Kindern bei rot über die Ampel geht.
Beim Sky kaufen wir zwei Säcke Blumenerde und vier 6er-Packungen Balkonpflanzen. Die Auswahl ist an diesem Montagmorgen nicht wirklich überzeugend, aber ausreichend.
In der Kassenschlange nimmt keiner Notiz von uns. Die Schlange ist lang und dreimal ist schon eine zweite Kasse ausgerufen worden. Die Frau vor uns kauft elf Schachteln mit kleinen Jägermeisterflaschen.
Auf dem Bürgersteig vor meinem Zuhause fülle ich die Blumenerde in den Bertolt. Menschen gehen vorbei. Ich pflanze sechs lila Pentunien. Ein Mann und eine Frau gehen vorbei.
Ich pflanze die erste rote Begonie und eine Frau spricht mich an: „Das ist aber schön. Und eine plietsche Idee.“ Ich erkläre ihr Theresas Projekt der fahrenden Gärten und erzähle ihr von Bertolt. „Und was machen sie mit ihm, wenn er fertig bepflanzt ist?“
Ich gieße die frisch eingesetzten Pflanzen, schaue mir mein Werk nochmal an und wünsche Bertolt alles Gute. Dann lasse ich ihn einfach vorm Haus stehen.
Wie toll! Bertholds‘ Mission geht weiter! Du solltest ihn mit einem Sensor ausstatten und weiter verfolgen, was mit ihm geschieht. Ingolf kann das bestimmt bauen.
Und dann auf einer Karte seinen Weg dokumentieren 🙂
Momentan steht er noch vorm Haus, habe gerade aus dem Fenster geschaut.
Gute Idee. Das wäre doch mal was für Ingolf. Dazu ein Script programmieren, das man über Maps aufrufen kann. Der soll das mal machen
Ich finde auch Ingolf soll ihn mal mit dem Rad verfolgen :), sieht wirklich schön aus Dein Bertolt aus der Bergstrasse.
Mit dem Rad verfolgen, sehr schön 🙂
Jemand hat Bertolt ein Haus weiter geschoben. In die Sonne.
Jetzt ist er unterwegs.
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