Wenn es dunkel ist, sehe ich vom Wohnzimmerfenster aus einen Leuchtturm blinken; tagsüber sehe ich die Islas Cíes. Wie eine Barriere liegt die Inselgruppe vor der Bucht von Vigo und schützt diese vorm Atlantik. Mit einer Katamaranfähre mache ich mich auf den Weg, den Leuchtturm zu suchen.
Zwei Fährgesellschaften buhlen mit „Anschnackern“, um Kundschaft von Vigo nach Cíes zu bringen. „Wir haben das größere Boot“, sagen die einen, „wir haben die späteste Rückfahrt“, werfen die anderen in den Ring. Ich nehme die mit der zeitnahsten Überfahrt. Es ist die mit dem größeren Boot.
Auf dem sonnigen Oberdeck verbringe ich die 40 minütige Überfahrt. Es schaukelt mehr als ich erwartet habe und wir fahren langsamer als ich gedacht habe.
Ein Containerschiff kommt uns entgegen. „Hamburg-Süd“ lese ich auf weißen Containern. Was da wohl drin ist? Und wo die wohl herkommen? Vielleicht ja aus Rotterdam und sie bringen Orangensaft. Aber haben die Spanier nicht selber genug davon?
Vorbei geht es an Plattformen, die ich bei meiner Ankunft in Vigo noch für Körbe hielt. Mittlerweile weiß ich, dass sie „bateas“ heißen und Miesmuscheln an ihnen gezüchtet werden. Wir überholen einen Kutter, der Körbe an Deck zieht und wieder ins Wasser wirft. Tintenfischfischer.
Auf Cíes angekommen, teilen sich die Besucher in mehrere Gruppen: die einen gehen an den, laut The Guardian, schönsten Strand der Welt, der mit seinem feinen weißen Sand und dem kristallklaren ruhigen Meerwasser wirklich sehr schön ist.
Andere nehmen ihre Siebensachen und machen sich auf den Weg zum Campingplatz der Insel, auf dem sie höchstens eine Woche bleiben dürfen. Die Inselgruppe ist ein Naturschutzgebiet.
Und viel mehr Leute als ich erwartet habe, machen sich auf den Weg zum Leuchtturm von Cíes. Drei Stunden hin und zurück veranschlagt ein Wegweiser für die dreieinhalb Kilometer vom Anleger zum Leuchtturm.
Prima, da habe ich locker hinterher noch Zeit, an den Strand zu gehen, denke ich mir. Fünf Stunden habe ich auf der Insel, denn beim Ticketkauf musste ich mich schon für eine Rückfahrzeit entscheiden.
Ganz langsam mach ich mich auf den Weg. Atme den Duft der Kiefern, schaue auf das türkise Wasser und bestaune die Menschen, die mich mit festem Schritt überholen.
Auf einer mittlerweile betonierten Sandablagerung gelange ich von der Nord- auf die Mittelinsel. Mit freiem Blick auf den Atlantik. Ab und an spritzt Gischt an den Granitfelsen der Insel empor. Aber nur ganz zaghaft. Der Ozean ist ruhig heute.
Dann gehts nur noch bergauf. Durch schattigen duftenden Wald. Oder zwischen flechtenbewachsenen Granitfelsen in der prallen Sonne. Immer wieder schöne Ausblicke: auf die Bucht von Vigo oder die Südinsel mit ihrem weißen Privatstrand.
Die letzte Etappe ist ein Serpentienenweg. Jede Kurve bietet einen neuen tollen Ausblick. Jetzt auch auf den Atlantik. Im Vordergrund Granitfelsen mit eidottergelben Flechten, im Hintergrund der blaue Ozean, über allem strahlend blauer Himmel.
Den kleinen Leuchtturm erreiche ich nach drei Stunden. Da habe ich aber sehr gebummelt und den Weg genossen. Jetzt genieße ich den freien weiten Blick über den blauen Atlantik. Eine steife Brise wuschelt in meinen Haaren. Tief unten rauscht das Meer. Möwen kreischen. Nur das penetrante Pfeifen der Radarstation trübt ein wenig die Idylle.
Liebe Susanne,
bin ein Stückchen mit dir gegangen. Habe die Kiefern gerochen. Und den Wind gab’s hier bei uns dazu. Danke wieder mal für deine schöne Beschreibung. Lg Gabi 🙂 ♥
Schön, dass Du mitgegangen bist; auf den Wegen war auch immer genug Platz zum Nebeneinandergehen 😉
„Tintenfischfischer“ – mein persönliches Wort des Tages!
Das Wort hat Ingolf beim Lesen mehrmals laut vor sich hin gesagt und gelacht.
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