Caroline Russ statt Stena Scandinavica

Von der Hörnbrücke sehe ich am Sonntag keine Schwedenfähre im Hafen, statt dessen liegt die Caroline Russ auf deren Liegeplatz. Gegen den beißend kalten Wind stapfe ich durch Schneematsch zum Fähranleger.

Unterwegs schaue ich zu, wie ein Kran einen LKW-Auflieger von einem Zug ablädt, eine Zugmaschine angebraust kommt und den LKW-Auflieger ruck zuck auf die Caroline Russ fährt. Passagiere sehe ich keine.

Zuhause lese ich in den KN-Online, dass die Caroline Russ eine Frachtfähre ist und nur LKWs transportiert. Die Stena Scandinavica wurde im Januar in der Werft überholt. Da scheint sie immer noch zu sein, denn laut Fahrplan der Stena Line fährt gerade nur die Stena Germanica zwischen Kiel und Göteborg Passagiere hin und her.

Hujüüüüüüüt

Hujüüüüüüüüt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Am Freitagnachmittag stehe ich auf der Hörnbrücke und lausche.

Brrrt, brrrt, brrrt klingt wie der Alarm in James Bond Filmen, wenn Bond in die Festung des Bösewichts eingestiegen ist und das unbefugte Betreten bemerkt wurde.

Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt.

Dieses brrrt, brrrt, brrrt und hujüüüüüüüt hat nichts mit Filmen oder Bösewichten zu tun. Auf dem „Rail Terminal“ am Schwedenkai werden einfach nur Container von einem Güterzug entladen. Aber auch da sehe und höre ich gerne zu.

Brrrt, brrrt, brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Brrrt. Hujüüüüüüüt.

Dicker Nebel über der Förde

Zuerst habe ich ein langes Gesicht gemacht, weil der Nebel den zarten morgendlichen Sonntags-Sonnenschein verdrängt hat. Dann hat mir der Spaziergang richtig Spaß gemacht und ich habe mich wie ein Kind gefühlt, das seine Stadt im Nebel erkundet.

Das Gebäude der Stena-Line war von Nebel umhüllt, dessen Aussichtsplattform war leider nicht zugänglich. Aber schon von der Stahltreppe außen am Gebäude war nichts von der Förde zu sehen, so dick war der Nebel. Ganz schnell wollte ich dann zum Sartorikai und direkt ans Fördeufer.

Als ich so an der Förde stand, hat mich der Nebel über dem Wasser an die alten Edgar-Wallace-Filme erinnert. Da ist der Nebel immer so schön gruselig über die Themse gewabert und Klaus Kinski hat irre geschaut. Ich habe mich gefragt, ob der Frosch mit der Maske noch aus dem Wasser steigt, während ich dort stehe. Dabei habe ich mich ein bisschen wohlig gegruselt.

Innehalten beim Seewind

Gestern habe ich den gleichen Spaziergang gemacht wie letzte Woche. Wie jedes Mal fasziniert mich das Kunstwerk auf dem Weg. Seewind heißt es.

Gemacht haben den Stahlriesen Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff, wie ein Schild beim Kunstwerk verrät. Die Stahlröhren sind nicht massiv, sondern hohl, wie ein Klopftest zeigt. Sie sind zusammengeschweißt aus gebogenen dünnen Stahlrohren.

Ich mag, wie sie sich in den Himmel winden, wenn ich mich darunter stelle. Ich mag, über die Röhren streichen und das Metall der einzelnen Stahlrohre fühlen. Ich mag, dass dieses Kunstwerk mich auf dem Weg zur Förde zum Innehalten einlädt. Jedes Mal.

Glitzern auf dem Schreventeich

Der Schreventeich glitzert zufrieden und still vor sich hin, denn im Park drumherum tobt das Leben.

Lesende Frauen an Bäume und Bänke gelehnt. Slackline-Akrobatinnen und Akrobaten überwinden große Entfernungen hoch über der Erde. Frisbeescheiben segeln durch die Luft.

Ein Generator rattert. Menschengruppen stehen und liegen herum. Musik beschallt die Liegewiese. Gänseblümchen verzieren das grün. Die Luft riecht nach Gras.